2004
Die Geschichte von Orpheus und Euridike in der griechischen Mythologie
(s.g. Zitat aus: Stoll, Götter und Heroen des Altertums) "Orpheus ist der älteste Repräsentant der Poesie, "der Vater der Gesänge" und die Sage erzählt wunderbare Dinge von der Macht seines Gesanges. Als seine Gattin Euridike einst vor dem Gotte Aristaios, der sie mit seiner Liebe verfolgte, floh, trat sie im hohen Grase auf eine Schlange und starb durch ihren Biß. Die Nymphen, ihre Gespielinnen, beweinten sie, dass weithin durch das ganze thrakische Land Thäler und Berge in ihren Klagen erfüllt waren. Orpheus selbst saß am einsamen Ufer und sang seinen tiefen Schmerz aus vom Morgen bis zum Abend, dass die ganze Natur davon bewegt ward. Zuletzt entschloss er sich sogar in die Schattenwelt hinabzusteigen, ob er vielleicht die Herrscher der Toten zur Zurückgabe der Toten bewegen könne. Orpheus sang und spielte so rührende Weisen, dass die blutlosen Schatten nicht vermochten, den Bitten des Sängers zu widerstehen; sie riefen Euridike herbei und erlaubten ihr dem Gatten zu folgen, doch unter der Bedingung, dass er sich nicht nach ihr umsehe, bis er die Oberwelt erreicht habe. Die liebenden steigen den dunklen, steilen Pfad zum Licht hinauf und schon sind sie nicht mehr weit von den Pforten des Tages, da blickt sich Orpheus, von Liebe und Besorgnis überwältigt, nach der Gattin um, und sofort muß die Gattin umkehren. Voll Verzweiflung kehrt Oprheus zur Oberwelt zurück und irrt einsam in den Bergen Thrakiens umher. Als die thrakischen Frauen, welche rasend im Taumel des Bachos in den Bergen herumschweifen, und voll Zorn, dass er nach dem Verluste seiner Gattin alle Liebe anderer Frauen verschmäht hat, stürzen sie sich mit wütendem Geheul über ihn her und zerreißen ihn.
Der Mythos von "Orpheus und Euridike" wurde bis heute in unzähligen Opern, Theaterstücken, Gedichten und Filmen aufgegriffen. Von der ersten erhaltenen Oper, »Euridice« von Jacopo Peri aus dem Jahr 1600, über Monteverdis »Orfeo« und Glucks »Orpheus und Eurydike« bis zu Ernst Kreneks Kokoschka-Oper finden sich immer wieder neue Deutungen des Stoffes, der in jeder Zeit die ihr entsprechende Interpretation erfahren hat.
Glucks Oper
Grundlage unserer Aufführung ist die Oper von C.W. Gluck , die am 5. Oktober 1762 im Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde. Zusammen mit dem Librettisten Ranieri Calzabigi schuf er die erste der sogenannten Reformopern. In ihrer Zeit den Gedanken der Aufklärung verpflichtet, sollte der Mensch und sein Tun dem göttlichen Willen obsiegen. Das tragische Ende, wie es aus der Mythologie bekannt ist, wandelte sich entsprechend zu einem "happy end": Orpheus verschafft sich mit seinem Gesang Zugang zur Unterwelt, bekommt Euridike zurück und obwohl er sie ansieht, bevor die beiden wieder in der Oberwelt sind, erbarmt sich Amor der beiden, belohnt Orpheus' aufrichtige Liebe und läßt das Paar in sein Glück ziehen.
C. W. Glucks frühe Opern waren noch im Stil der neapolitanischen Oper gehalten, wähhrend er ab dem Jahre 1752 zusammen mit Calzabigi an der Ausarbeitung eines Musikdramas feilte. Ziel war Natürlichkeit und Einfachheit, Verdeutlichung eines klarstrukturierten Textes durch die Musik, weitgehender Verzicht auf Koloraturen, Hervorhebung des Accompagnato-Rezitativs und die Einbeziehung des Chores in die Handlung.
Die aktuelle Bearbeitung/Interpretation
Musik: Durch den Einsatz barockuntypischer Instrumente (Akkordeon, Klavier und Querflöte) bieten wir in unserer Bearbeitung eine neue Klangvariante an, die sich bewußt an einem modernen "Sound" orientiert. Das Arrangement wurde jedoch originalgetreu aus der Gluckschen Partitur übertragen.
Libretto: Mit oder ohne "manipuliertem Ende" fragt man sich: Warum darf Orpheus seine Euridike eigentlich nicht ansehen und wieso bekommt er sie in Glucks Version -dann doch durch Amors Güte wieder? "Die Liebe ist stärker als der Tod" scheint das alles übergreifende Motto des Mythos zu sein. Das göttliche Verbot früherer Fassungen wird in unserer Fassung zum geforderten Liebesbeweis: Orpheus MUß Euridike ansehen, denn allein sein' liebender Blick kann Euridike zu neuem Leben erwecken. Orpheus ist sich seiner Liebe sicher und steigt mutig in die Unterwelt. Beim Anblick der Toten allerdings, muß er fürchten, dass auch die einst schöne Euridike schrecklich entstellt ist. Ist seine Liebe tatsächlich stärker als der Schrecken des Todes? ist die alles enscheidende Frage. Euridike schon im Arm, zöert er, sie anzusehen. Euridike droht endgültig zu sterben, doch bevor er sie für immer verliert, nimmt er allen Mut zusammen, sieht dem Tod ins Angsicht und Euridike erblüht zu neuem Leben. Triumpf sei Amor - doch in Wirklichkeit gilt er dem mutigen Orpheus.
DER CHOR
Solisten:
Jutta Lehner,
Konstanze Ehlers,
Cornelia Lindner,
Katrin Haube,
Annette Gleixner
Musiker:
Wilhelm Ricchiuti,
Susanne Hagenguth
Musikalische Leitung:
Wolfgang Wirsching
Inszenierung:
Matthias Fischer
Produktion:
Regine Geiler